Noch keine Gitarre zu Hause? Kein
Problem! Eine Gitarre zu kaufen ist gar
nicht so schwer.
Wer eine Gitarre braucht, muss sich eine
schenken lassen, eine finden oder eine kaufen.
Wer kauft, hat Fragen: Wieviel muss ich für
eine Gitarre ausgeben? Was kostet eine gute
Gitarre, was sollte sie mindestens kosten? Sollte
ich ein gebrauchtes Instrument kaufen? Kann
man vielleicht eins mieten? Was für ein
Instrument sollte ich mir anschaffen – Nylon,
Stahlsaiten oder gleich E-Gitarre? Welche
Unterschiede gibt es überhaupt?
Alleine, zu zweit oder zu dritt
Am besten ist es, einen persönlichen Ratgeber
mitzunehmen. Am besten jemand, der schon
eine Weile Gitarre spielt und sich einigermaßen
damit auskennt. Das könnte im Idealfall ein
Freund sein oder der Gitarrenlehrer. Natürlich
zählt auch ein kompetenter Berater des
Handels dazu, aber eine weitere, unabhängige
Meinung beruhigt ungemein.
Das Budget
Wieviel man ausgibt, hängt normalerweise
auch davon ab, wieviel da ist. Und klar ist: für
mehr Geld bekommt man auch ein
höherwertiges Instrument. Aber wo fangen die
guten Instrumente an? Und wie weit bin ich als
Anfänger bereit zu gehen? Je niedriger das
Limit liegt, desto geringer wird die Auswahl.
Sobald man in den zweistelligen Eurobereich
kommt, wird es für Neuinstrumente sehr
überschaubar. Bei Gebrauchten kann man
dagegen mit wenig Geld manchmal richtig
Glück haben. Zum Preis später noch mehr.
Legt Euch ein Preislimit fest, das etwas
unterhalb der Schmerzgrenze liegt. Dann ist
immer noch ein klein wenig Luft nach oben …
für alle Fälle.
Neu oder gebraucht?
Eine gebrauchte Gitarre hat ganz klare Vorteile.
Das Holz ist bereits abgelagert und es treten
keine unerwarteten Risse auf oder der Hals
beginnt sich plötzlich zu verziehen. Der Preis
ist bereits erheblich reduziert. Und wenn das
Instrument viel gespielt wurde, dann ist es
außerdem schon eingespielt und der Klang
wird sich nicht mehr viel verändern. Natürlich
gibt es auch Nachteile beim Gebrauchtkauf.
Die Auswahl ist sehr eingeschränkt. Und es
gibt keine Garantie auf das Instrument. Wobei
gerade bei akustischen Gitarren so gut wie
nichts wirklich dem Verschleiß der Jahre
unterliegt. Es ist also auf keinen Fall verkehrt,
auch nach gebrauchten Instrumenten zu
schauen.
Anfassen erlaubt
Grundsätzlich sollte man seine Gitarre da
suchen, wo man sie ausprobieren kann.
Natürlich kann man sie auch im Internet
bestellen, sowohl gebraucht als auch neu.
Besonders neue Instrumente kann man relativ
einfach wieder zurück schicken. Es geht nichts
über den direkten Kontakt zur Gitarre und die
erste Tuchfühlung – mag ich sie oder mag ich
sie nicht.
Wer ist die Schönste…?
Es gibt viele technische Details, die sich auf das
Handling und den Klang eines Instrumentes
auswirken. Aber seien wir ehrlich, der Kauf
einer Gitarre ist immer auch eine emotionale
Sache. Und da ist vor allem für Anfänger eines
der ersten Kriterien das Aussehen. Nicht
zufällig machen sich einige Gitarrenbauer
große Mühe mit Perlmutteinlagen und
Edelholzbändern. Bei E-Gitarren kann eine
abgefahrene Lackierung wichtig sein. Three-
Tone-Sunburst, Midnightblue-Metallic,
goldener Glitterlook, abgeplatzter Nitrolack,
für fast alle Geschmäcker gibt es die
entsprechende Lackierung. Bei Akustikgitarren
entscheidet in der Regel das Holz über das
Aussehen: rötliches Zedernholz oder die
hellere, manchmal leicht ins Grau
changierende Fichte. Jedes Material hat seinen
individuellen Klang. Auch die Frage, ob der
Korpus lackiert ist oder nicht, spielt klanglich,
optisch, haptisch und technisch eine Rolle.
Lackierte Instrumente sind weniger anfällig für
Schmutz, lassen sich leichter reinigen und
klingen etwas anders. Sie kosten aber auch
etwas mehr. Scheut Euch nicht, zunächst nach
dem Auge zu gehen. Ein Instrument, das einem
nicht gefällt, wird auch nicht die gleichen
Emotionen auslösen wie eines, in das man sich
auf den ersten Blick verliebt hat.
Wenn man sich eine Schönheit herausgesucht
hat, kann man mit dem Auge auch auf
Feinheiten achten. Wie gut sind die
Verzierungen verarbeitet? Ist das Schallloch
sauber herausgearbeitet oder fransen da noch
einige Späne herum – was vor allem bei sehr
billigen Gitarren zu sehen ist. Ist die
Lackierung tadellos? Sind die Metallteile gut
verarbeitet oder haben sie unsaubere Kanten,
Kratzer und Riefen? Bei einer guten Beratung
im Fachhandel werden einem diese kleinen
Mankos oft gezeigt und man erfährt, wie
wichtig dieses oder jenes Detail ist.
Nochmal anfassen
Für das Anfassen des Instruments gilt fast das
gleiche wie für den Anblick. Schon bei der
ersten Berührung bekomme ich einen Eindruck
davon, ob mir etwas gefällt oder nicht. Ist das
Holz matt oder glatt, lackiert oder geölt? Wie
fühlt sich der Hals an, den ich ja ständig in der
Hand halte? Neigt die Gitarre dazu, in eine
Richtung zu pendeln oder hängt sie
ausgewogen am Band? Ähnlich wie beim
Anblick löst auch das Anfassen der Gitarre
Emotionen aus. Und hier lassen sich weitere
Qualitätsmerkmale ausmachen.
Wenn ich mit der Hand den Hals entlang fahre,
so dass ich die Finger links und rechts vom
Griffbrett habe, spüre ich vielleicht die
Bundstäbchen. Sind diese sauber eingepasst,
fühlen sich glatt und geschmeidig an, oder
bleibe ich leicht hängen, habe vielleicht sogar
Angst, mich zu verletzen? Sind die Wirbel zum
Stimmen der Saiten leichtgängig oder knarzen
sie?
Und schließlich: Passt sie zu mir? Wer schon
ein paar Akkorde kann, sollte spätestens jetzt
damit loslegen, zu spielen. Mag ich das Gefühl
in der rechten Hand, hat der Hals die richtige
Form und ist die Saitenlage angenehm? Gilt
dies auch in den höheren Lagen oder nur in der
ersten Lage? Hängt sie beim Spielen in die
falsche Richtung – zu kopflastig – oder
schmiegt sie sich gut an?
Für Kinder spielt neben den bisher genannten
Aspekten außerdem die Größe eine Rolle. Hier
ist es ratsam, den Verkäufer oder
Gitarrenlehrer um Rat zu fragen. Auch kleinere
Gitarren sind oft nicht ganz billig, was daran
liegt, dass sie aus ebenso vielen Teilen bestehen
wie die großen. Und klingen müssen sie
außerdem, obwohl sie weniger Resonanzraum
haben. Aber ein Instrument, das keinen Spaß
macht, wird die musikalische Entwicklung des
jungen Gitarristen mit Sicherheit hemmen. Hier
ist es ratsam, mit dem Händler über gebrauchte
Instrumente oder über Rücknahmepreise zu
sprechen, da man das Instrument sicherlich
nicht ewig behalten wird.
Der Sound
Wer schon länger Gitarre spielt, hat oft einen
ganz bestimmten Klang, den er als ideal
empfindet. Vielleicht wird sich da der
Verkäufer oder Ratgeber gern einbringen, aber
es gibt einen echten Experten in Sachen
Gitarrenklang, der hundertprozentig weiß, ob
eine Gitarre gut klingt oder nicht: DU selbst!
Klang ist absolute Geschmackssache. Und
wenn jemand mag, dass seine Gitarre wie ein
Schuhkarton mit Gummibändern klingt, dann
ist das auch in Ordnung. Wenn Du noch keine
Vorstellung hast, woran Du Dich orientieren
sollst, dann probier verschiedene Instrumente
aus. Nachdem Portemonnaie, Augen und
Hände eine Vorauswahl getroffen haben,
konzentriere Dich auf drei Instrumente, die Dir
alle drei so gut gefallen, dass jede einzelne es
werden könnte – Deine Gitarre. Spiele die eine,
die andere und die dritte, dann wieder die
erste oder zweite Gitarre. Spiele Akkorde und
Einzeltöne. Spiele in der unteren Lage und in
der oberen Lage. Spiele im Stehen und im
Sitzen. Spiele laut und spiele leise, alles oder
fast gar nichts. Lass sie klingen und lausche ihr,
wie der Ton langsam verschwindet. Wenn Du
dann einen Favoriten gefunden hast:
Viel Spaß damit!
Anhang: der Preis
Ach ja, was sollte man denn ausgeben für eine
gute Gitarre? Wer genügend Geld hat, kann
sich ja eine Gitarre bauen lassen. Aber schon ab
110,-€ gibt es Gitarren, die durchaus
brauchbare Ergebnisse liefern. Wer etwas mehr
auszugeben bereit ist, bekommt bis 300,-€
durchaus respektable Instrumente, die einen
Spieler für eine lange Zeit glücklich machen.
Empfohlener Dealer: Wer auf dem Kieler
Ostufer lebt, findet eine gute Auswahl an
klassischen Gitarren, Westerngitarren und E-
Gitarren samt Verstärker bei InSound nahe der
Gablenzbrücke. Vor Ort sind kompetente
Berater, die Euch gern zur Seite stehen, oder
auch mal in Ruhe antesten lassen.
Gitarrenkauf – die Checkliste
Gitarrekaufen ist gar nicht so schwer.
Hier ein paar Tipps, wie es gelingen
kann.
Wenn möglich, nimm jemanden mit, der
Dich beraten kann. Ein Freund, Dein
Gitarrenlehrer oder einfach nur
jemanden mit einer 2. Meinung (Mutti
geht auch).
Lege dein Budget vorher so fest, so dass
notfalls noch Raum nach oben ist. 100-
260 € sind sinnvoll für ein anständiges
Anfängerinstrument. Soll sie neu oder
gebraucht sein? Neue Gitarren haben
Garantie und sind sehr schön –
Gebrauchte sind dagegen eingespielt
und relativ günstig zu bekommen.
Teste das Instrument an – nimm die
Gitarre in die Hand und entscheide, wie
sie sich anfühlt: magst Du das Handling?
Fühlt sie sich gut in Deiner Hand an?
Schau genau hin, wie die Verarbeitung
ist. Gibt es Klebereste am Hals?
Scharfkantige Bundstäbchen? Lose
Späne im Schallloch?
Spiele sie: magst Du den Klang? Leise
Töne, laute Töne, Akkorde. Lässt sie sich
gut spielen? Passt die Halsform zu
Deinen Fingern?
Passt die Größe? Bei Kindern lieber noch
mal den Fachhändler oder Lehrer fragen.
Probiere verschiedene Instrumente aus.
Vergleiche den Klang. Nimm aber nicht
zu viele, nach vier Gitarren hast Du die
erste vergessen.
Lass Dir nicht einreden, wie eine Gitarre
klingen soll. Wenn Du sie magst, dann
ist sie die richtigen. Und nun viel Spaß
damit.
Kommst Du vom Kieler Ostufer?
Versuchs mal hier, die kennen sich aus.
DaCorda